Richtige Hamsterhaltung
Was Sie bei der Hamsterhaltung beachten sollten
Lisa wünschte sich einen Hund oder eine Katze, doch stattdessen kauften die Eltern ihr einen Hamster. Der passe besser in die Zwei-Zimmer-Wohnung und mache weniger Arbeit. Lisa ist sieben Jahre alt und sehr tierlieb. Jeden Tag spielte sie mit dem kleinen Hamster namens Hugo und trug ihn unter den Pullover versteckt mit sich herum. Ob beim Essen oder bei den Hausaufgaben – Hugo war immer dabei. Nach vier Wochen hörte Hugo auf zu Fressen und biss Lisa in die Finger, wenn sie ihn aus dem Käfig nehmen wollte.
So und ähnlich lauten die Vorberichte, die dem Tierarzt von den Hamsterbesitzern erzählt werden. Die Infektionen der Atemwege, Erkrankungen des Verdauungsapparates oder Hauterkrankungen der possierlichen Nager sind dabei immer nur ein Symptom. Der wahre Grund liegt in dem Dauerstress, der durch permanenten Schlafentzug und fehlerhafte Haltung verursacht wird.
Hamster gehören einfach nicht in Kinderhände. Kinder möchten mit ihrem Haustier einen Sozialkontakt aufbauen. Sie wollen das kuschelige Fell streicheln und mit dem Tier spielen. Eigentlich wäre dem Hamster besser gedient, wenn die Natur ihm das Aussehen einer Echse oder Schlange gegeben hätte. Leider passt aber gerade der Hamster in das sogenannte Kindchenschema. „Oh, wie süß!“ entlockt der Anblick der schwarzen Perlaugen und der kleinen Schnuffelnase fast jedem Beobachter. Es ist schwer, das kleine Knäuel nicht liebkosen zu wollen. Dabei sind Hamster keine Schmusetiere. Wie bei Amphibien sollte man sich bei der Haltung eines solchen Tieres nur auf das Beobachten beschränken. Das macht zumindest den Hamster glücklich!
Hamster sind nachtaktiv und verschlafen den Tag. Das Tier tagsüber aus dem Käfig zu holen heißt, ihn aus dem Tiefschlaf reißen. Passiert dies täglich und über längere Zeit führt der Schlafentzug zu schweren körperlichen und psychischen Schäden.
Für die unstillbare Sehnsucht nach einem wachen Nager hatten Hamsterfreaks mit Verständnis für die Bedürfnisse der Tierchen eine pfiffige Idee: Über das Internet hat man per Web-Kamera Einsicht in verschiedene Hamster-Käfige. Wenn man Glück hat, ist eins der Tiere wach und kann beim Klettern und „Hamstern“ beobachtet werden.
Hier findet man übrigens auch Beispiele für vorbildliche Hamsterkäfige. Die Schuhkarton-großen Käfige, die im Zoohandel angeboten werden sind nämlich alles andere als artgerecht. Die kleinen Tiere haben ein großes Platzbedürfnis. Zum Vergleich: Bei der Zählung von wildlebenden Artverwandten, dem Feldhamster, kamen auf 120 Hektar (!) 90 Hamsterbauten. Auch der aus Syriens Steppen stammende Goldhamster bevorzugt viel Lebensraum, der sich nicht nur ober- sondern auch unterirdisch erstreckt. Alle Hamster gehören zu der Familie der sogenannten Wühler. Deshalb lieben sie unterirdische Labyrinthe und verbringen Stunden damit, ihr Häuschen mit Späne und Hamsterwatte voll zu stopfen.
Ein perfekter Hamsterkäfig hat einen mindestens 60 cm hohen oberirdischen und einen ebenso tiefen unterirdischen Teil. In letzterem kann man Gänge und Höhlen mit ungiftigen Materialien vorbereiten und das verborgene Leben der kleinen Wühler durch Glaswände beobachten. Der obere Teil des Käfigs sollte zumindest zu einem großen Teil aus engmaschigen Gitterstäben bestehen, damit genug Frischluft in den Käfig kommt. Bei Tageslicht sind Hamster nahezu blind und darum viel schreckhafter. Der Käfig steht deshalb in einer dunklen Zimmerecke besser als am Fenster.
Auch wenn Tierhaltung das Sozialverhalten und das Verantwortungsgefühl von Kindern stärken, scheinen die Wühler als Heimtiere wenig geeignet. Bei artgerechter Haltung ist eine Ratte, ein Meerschwein oder ein Kaninchen vorzuziehen.
Viele nachtaktive Nager haben die großen, dunklen Augen, die eine bessere Sicht in der Dunkelheit ermöglichen. Gerade diese Optik wird ihnen aber zum Verhängnis, da sie mit süßen Kuscheltieren verwechselt werden. Dieses Schicksal teilt der Hamster mit dem Chinchilla und anderen Nachtaktiven.
Der ideale Hamsterbesitzer ist über 15 Jahre alt, handwerklich begabt, zoologisch interessiert und eine ebenso große Nachteule wie sein – unter diesen Umständen sehr zufriedener – Hamster.